Die “Was würde X tun”-Methode aus “Tools of Titans”
In einer Welt voller komplexer Entscheidungen suchen wir alle nach Wegen, bessere Urteile zu fällen. Die “Was würde X tun”-Methode, die Tim Ferriss in seinem Buch “Tools of Titans” vorstellt, bietet einen faszinierend einfachen aber wirkungsvollen Ansatz.
Der Kern dieser Methode liegt in einer mentalen Übung, die unsere Perspektive erweitert. Statt in unseren eigenen begrenzten Denkmustern gefangen zu bleiben, borgen wir uns die Denkweise von Menschen, deren Urteilsvermögen wir schätzen. Durch diesen Perspektivwechsel können wir Lösungsansätze entdecken, die uns sonst verborgen geblieben wären.
Was diese Technik besonders wertvoll macht, ist ihre universelle Anwendbarkeit. Sie funktioniert für geschäftliche Entscheidungen ebenso gut wie für persönliche Dilemmata oder kreative Blockaden. Ich habe die Methode selbst angewendet und war überrascht, wie sie meine Denkprozesse veränderte.
Die Methode setzt auf die Kraft der Modellierung. Wir alle haben unbewusste Entscheidungsmuster und blinde Flecken. Durch die Simulation einer anderen Denkweise durchbrechen wir diese Begrenzungen. Diese Art des Denkens ist nicht neu – große Denker und Entscheider haben ähnliche Methoden seit Jahrhunderten genutzt. Benjamin Franklin beispielsweise nutzte ein System von Tugenden und fragte sich regelmäßig, wie eine tugendhafte Person handeln würde.
Bei der Anwendung der Methode ist es wichtig, die richtigen Vorbilder zu wählen. Diese sollten nicht nur erfolgreich sein, sondern auch für ihre Entscheidungsfähigkeit und Denkprozesse bekannt sein. Die Auswahl verschiedener Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen erweitert das Spektrum der möglichen Perspektiven.
Der erste Schritt besteht darin, drei Persönlichkeiten zu identifizieren, deren Entscheidungsansatz Sie bewundern. Diese können lebende oder historische Figuren sein, Mentoren aus Ihrem persönlichen Leben oder Personen, deren Biographien Sie studiert haben. Die Vielfalt ist hier entscheidend – wählen Sie Personen aus verschiedenen Bereichen, mit unterschiedlichen Herangehensweisen.
Nach der Auswahl Ihrer mentalen Berater sollten Sie deren Kernprinzipien und typische Herangehensweisen notieren. Was macht ihre Entscheidungsfindung besonders? Welche Werte leiten sie? Welche Fragen stellen sie typischerweise? Diese Vertiefung in ihre Denkprozesse ist entscheidend für die spätere Anwendung.
Ich habe festgestellt, dass die Methode besonders wirksam ist, wenn man sich Zeit nimmt, in die Denkweise der gewählten Personen einzutauchen. Bücher, Interviews oder Dokumentationen können helfen, ihre Perspektiven besser zu verstehen. Je genauer Sie ihre Denkprozesse nachvollziehen können, desto effektiver wird die Methode.
Bei der praktischen Anwendung geht es darum, ein Problem oder eine Entscheidung durch die Augen Ihrer gewählten Berater zu betrachten. Was würde Steve Jobs zur Produktpräsentation sagen? Wie würde Marie Curie an dieses wissenschaftliche Problem herangehen? Welchen Rat würde Ihr erfolgreicher Großonkel zu dieser Geschäftsstrategie geben?
Die Kraft dieser Methode liegt in ihrer Fähigkeit, uns aus festgefahrenen Denkmustern zu befreien. Oft sind wir in unseren eigenen Überzeugungen und Ängsten gefangen. Die mentale Simulation anderer Perspektiven durchbricht diese Barrieren und eröffnet neue Lösungswege.
Ein weiterer Vorteil liegt in der emotionalen Distanzierung. Bei eigenen Problemen sind wir oft emotional involviert, was rationale Entscheidungen erschwert. Die Frage “Was würde X tun?” schafft Abstand und ermöglicht objektivere Betrachtungen.
Die Methode hilft auch, Entscheidungsblockaden zu überwinden. Wenn wir uns in Analyseparalyse verfangen, kann die Simulation eines entscheidungsfreudigen Vorbilds den nötigen Impuls geben, voranzuschreiten.
In meiner eigenen Anwendung habe ich bemerkt, dass diese Technik mit der Zeit zu einer Bereicherung meines eigenen Denkens führt. Die verschiedenen Perspektiven werden Teil meines mentalen Werkzeugkastens. Ich beginne, automatisch verschiedene Blickwinkel einzunehmen, ohne bewusst die Übung durchführen zu müssen.
Die “Was würde X tun”-Methode funktioniert besonders gut bei komplexen Entscheidungen ohne klare Antworten. Bei technischen Problemen mit eindeutigen Lösungen ist sie weniger notwendig. Ihre Stärke liegt in Situationen mit mehreren möglichen Wegen und unklaren Ergebnissen.
Die Anwendung dieser Methode kann auch unsere Kreativität fördern. Durch die Betrachtung von Problemen aus ungewohnten Perspektiven entstehen innovative Lösungsansätze. Ich habe die Methode bei kreativen Blockaden angewendet und war erstaunt, wie schnell neue Ideen entstanden, wenn ich mich fragte, wie ein kreatives Vorbild an die Aufgabe herangehen würde.
Interessanterweise kann die Methode auch zur persönlichen Entwicklung beitragen. Indem wir regelmäßig die Denkweise bewunderter Persönlichkeiten simulieren, internalisieren wir Aspekte ihrer Herangehensweise. Die Methode wird so zu einem Werkzeug für persönliches Wachstum.
Eine weniger bekannte Anwendung ist die Nutzung fiktiver Charaktere als mentale Berater. Literarische Figuren oder Filmcharaktere mit starken Werten und klaren Entscheidungsprinzipien können ebenso wertvolle Perspektiven bieten wie reale Personen. Ihre fiktionale Natur kann sogar helfen, besonders kreative oder unkonventionelle Lösungsansätze zu entdecken.
Die Methode lässt sich auch in Gruppen anwenden. Bei Team-Entscheidungen kann die bewusste Einnahme verschiedener Perspektiven die Qualität der Diskussion verbessern und Gruppendenken verhindern. Jedes Teammitglied könnte die Rolle eines anderen Denkers übernehmen und dessen Perspektive vertreten.
Ein praktischer Tipp für die Anwendung: Notieren Sie die verschiedenen Perspektiven schriftlich. Das Aufschreiben der möglichen Herangehensweisen Ihrer mentalen Berater macht die Unterschiede greifbarer und hilft, die Gedanken zu ordnen.
Die regelmäßige Anwendung dieser Methode kann unsere Entscheidungsfähigkeit nachhaltig verbessern. Mit der Zeit entwickeln wir ein intuitiveres Verständnis für verschiedene Denkweisen und können flexibler auf Herausforderungen reagieren.
Ein interessanter Nebeneffekt: Die bewusste Beschäftigung mit den Denkprozessen anderer erhöht auch unser Verständnis für unsere eigenen Denkmuster. Wir werden uns unserer Vorlieben, Vorurteile und blinden Flecken bewusster.
Die Methode kann besonders wertvoll sein in Übergangsphasen des Lebens. Bei Karrierewechseln, Umzügen oder anderen größeren Veränderungen können die Perspektiven bewährter Vorbilder Orientierung bieten.
In der praktischen Umsetzung empfehle ich einen experimentellen Ansatz. Probieren Sie verschiedene mentale Berater aus und beobachten Sie, welche Perspektiven besonders wertvolle Einsichten liefern. Mit der Zeit werden Sie ein persönliches “Beratergremium” entwickeln, das Ihren spezifischen Herausforderungen angepasst ist.
Die Methode erlaubt auch eine zeitliche Dimension: Was würde Ihr zukünftiges, weiseres Selbst zu dieser Entscheidung sagen? Diese Perspektive kann helfen, kurzfristige Verlockungen gegen langfristige Ziele abzuwägen.
Ein wichtiger Hinweis: Die “Was würde X tun”-Methode ersetzt nicht die eigene Urteilsfähigkeit. Sie ist ein Werkzeug zur Erweiterung der Perspektive, nicht zur Auslagerung der Verantwortung. Die endgültige Entscheidung muss immer auf den eigenen Werten und Zielen basieren.
Der wahre Wert dieser Methode liegt nicht in der blinden Nachahmung erfolgreicher Menschen, sondern in der Erweiterung unserer eigenen Denkfähigkeit. Sie hilft uns, über den Tellerrand zu schauen und neue Möglichkeiten zu erkennen.
Die “Was würde X tun”-Methode mag einfach erscheinen, aber ihre Wirkung kann tiefgreifend sein. Sie verändert nicht nur einzelne Entscheidungen, sondern kann mit der Zeit unsere gesamte Herangehensweise an Probleme und Herausforderungen transformieren.
Bei konsequenter Anwendung wird diese Methode zu einer Gewohnheit, die unser Denken bereichert und unsere Entscheidungsfähigkeit stärkt. Sie erinnert uns daran, dass wir nicht auf unsere eigene begrenzte Perspektive angewiesen sind, sondern die kollektive Weisheit anderer nutzen können, um bessere Wege zu finden.
Ich lade Sie ein, diese Methode heute auszuprobieren. Identifizieren Sie drei Persönlichkeiten, deren Denkweise Sie bewundern. Nehmen Sie sich eine anstehende Entscheidung vor und analysieren Sie sie aus diesen drei verschiedenen Blickwinkeln. Sie werden überrascht sein, welche neuen Einsichten und Lösungsansätze sich eröffnen.